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Von Bärbel Nückles

 

Seit Juni 2020 ist das Atomkraftwerk Fessenheim stillgelegt. Die Planung des Rückbaus läuft. Wo liegen nach der Stilllegung aktuell die Schwachstellen? Welches Risiko geht für die Bevölkerung noch aus?

Vor mehr als einem Jahr wurde der Betrieb von Reaktor 1 in Fessenheim eingestellt, seit Ende Juni 2020 ist auch Reaktor 2 endgültig abgeschaltet. Die Gefahr eines schweren nuklearen Unfalls ist damit im elsässischen Atomkraftwerk ausgeschlossen. Als letzte Risikoquelle bleiben aber die ausgelagerten Brennelemente. Während die Planung und die Vorbereitungen zum Rückbau laufen, hat ihr Abtransport im vergangenen Jahr begonnen. Bis spätestens Mitte 2023, so kündigt der Betreiber Electricité de France (EDF) an, wird sämtliches Brennmaterial vollständig weggebracht sein.

Wo liegen nach der Stilllegung aktuell die Schwachstellen?


Die radioaktiven Brennelemente wurden nach der Abschaltung der Reaktoren entladen. Sie liegen jetzt unter Wasser in überbauten Abkühlbecken jeweils hinter den Reaktorgebäuden. Ein Transport ist erst nach mehrmonatiger Lagerung möglich. 2020 haben zehn solcher Transporte mit insgesamt 120 Brennelementen mit dem Ziel der Wiederaufarbeitungsanlage Orano in La Hague in Nordfrankreich das Akw verlassen. Für 2021 hat die EDF 15 Transporte vorgesehen. Jeder Reaktorkern war im Betrieb mit 157 Brennelementen befüllt. 2020 wurde Brennmaterial abtransportiert, das bereits vor der Stilllegung des Akw entnommen worden war. Die aktuell noch auf dem Gelände lagernden 313 Brennelemente bleiben ein Sicherheitsrisiko.

Wie sind die Brennelemente geschützt?


Entscheidend ist, dass die Kühlung der Brennelemente intakt bleibt. Ein Flugzeugabsturz oder ein Erdbeben könnten zu Schäden an den Lagerbecken führen und die Kühlung unterbrechen. Die Brennelemente könnten dann überhitzen – in letzter Konsequenz würde dann Radioaktivität entweichen. Wegen solcher Gefahren müssen die Systeme zur Stromversorgung und für die Kühlwasserzuleitung grundsätzlich besonders robust angelegt sein. Die Ansprüche an die Sicherheit wurden nach der Erfahrung des nuklearen Unfalls im japanischen Fukushima 2011 erhöht. Insbesondere am seismisch aktiven Oberrhein ist ein Gefährdungsszenario Erdbeben plus Überschwemmung denkbar. Das Akw liegt am Rheinseitenkanal – mehrere Meter unterhalb der Dammoberkante.

Welche Sicherheitsvorkehrungen verlangt die Atomaufsicht?


Für alle französischen Akw hat die Atomaufsicht (ASN) infolge der Fukushima-Stresstests Nachbesserungen verlangt. In Fessenheim muss die EDF nach der Abschaltung lediglich die Abklingbecken zusätzlich absichern. Bei den zusätzlich angeschafften Notstromgeneratoren handelt es sich um kleinere, beziehungsweise weniger leistungsfähige Geräte als für Anlagen, die noch in Betrieb sind. In Fessenheim soll im Ernstfall vor allem die Funktion der Leitsysteme und der Anzeigesysteme garantiert werden. Die Einspeisung von Kühlwasser sichern zusätzliche Grundwasserpumpen ab. Käme es zu einem einschneidenden Ereignis, das die Kühlung in Frage stellt, kann die EDF außerdem eine eigene Eingreiftruppe (FARN) nach Fessenheim schicken. Die EDF beschreibt ein mögliches Gefährdungsszenario auf Anfrage wie folgt: Bei einem abrupten Ausfall der Stromzufuhr und der Kühlung zum jetzigen Zeitpunkt würde es theoretisch etwa 20 Tage im Falle des Lagergebäudes 2 und 30 Tage bei Lagergebäude 1 dauern, bis das Kühlmittel verdampft wäre. Bis dahin sollte die FARN längst vor Ort sein und Maßnahmen ergriffen haben.  Schäden an den Lagerbecken durch einen Angriff von außen könnten allerdings – darauf weist die EDF hier nicht hin – zu einem sehr viel schnelleren Verlust des Kühlwassers führen.   

Was sagen Kritiker zu den Schutzmaßnahmen?


Die geforderten Nachbesserungen zur zusätzlichen Sicherung der Brennelementelager wurden Ende 2020 ausgeführt, also neun Jahre nach dem GAU in Fukushima. Immerhin hat die ASN für die Nachrüstungen eine Auslegung gegen stärkere potenzielle Beben im Vergleich zu früher verlangt. Die Lagergebäude wurden jedoch nicht zusätzlich ertüchtigt. Dabei sind die entsprechenden Forderungen nicht neu. "EDF hätte die Gebäude um die Abklingbecken von Anfang an etwa durch dickeren Beton und eine andere Dachlösung sichern müssen", meint André Hatz, Vorsitzender des Vereins Stop Fessenheim.  Die Brennelemente sollten in der Übergangsphase, so seine Forderung, wenigstens zur Kanalseite mit einer zusätzlichen Mauer vor Angriffen geschützt werden. Die Atomaufsicht hält die bauliche Struktur hingegen für ausreichend. Für die Gefahrenabwehr gegen Terror, sagt Pierre Bois, Leiter der ASN in Straßburg, sei die Staatsgewalt zuständig.  

Wie ist das Restrisiko einzuschätzen?


Klar ist: Es hätte Alternativen gegeben, die im Zweifel mehr Schutz bieten. In Deutschland etwa lagern benutzte Brennelemente in den noch betriebenen Druckwasserreaktoren innerhalb der Reaktorgebäude. Sie sind damit besser gegen Gefahren von außen abgeschirmt. Langfristig werden benutzte Brennelemente in Deutschland zudem trocken und in stabilen Spezialgussbehältern verschlossen. Dennoch sind die Risiken in Fessenheim mehrere Monate nach Abschaltung erheblich reduziert. "Würde es zum jetzigen Zeitpunkt zu einem Leck kommen", so erklärt Christian Küppers, Kernkraftexperte am Öko-Institut in Freiburg und Darmstadt, "dürfte sich die austretende Radioaktivität im Rahmen geltender Grenzwerte bewegen." Ein Katastrophenszenario mit einer Evakuierung der umliegenden Städte hält er für ausgeschlossen.

 
Montag, 19 April 2021 09:04

Ein Schritt in die Zukunft

Von Klaus Riexinger Bärbel Nückles

Deutschland und Frankreich bringen Gewerbepark in Fessenheim auf den Weg – Weiter Dissens wegen Recyclinganlage für AKW-Teile.

Die Pläne für einen Gewerbepark in Fessenheim nehmen Konturen an. In dieser Woche haben die Initiatoren von beiden Seiten des Rheins die Gründungsverträge unterschrieben. Auch der Rückbau des im vergangenen Jahr abgeschalteten AKW schreitet langsam voran. Die ganz große Euphorie aber scheint verflogen.

Am Mittwoch haben die Anteilseigner des bei Fessenheim geplanten deutsch-französischen Gewerbeparks ihre Unterschriften unter die Gründungsverträge gesetzt – der offizielle Startschuss des Fessenheim-Zukunftprozesses, wie man ihn sich vor zehn Jahren nicht zu erträumen gewagt hätte: Das atomkraft-freundliche Frankreich reißt das AKW ab und baut gemeinsam mit Deutschland einen binationalen Gewerbepark samt eigenem Hafen und Innovationszentrum für erneuerbare Energien auf.

Die Planungen für das als Modellregion gepriesene Projekt schreiten voran, doch die ganz große Euphorie scheint verflogen. Von den einst 200 Hektar Land, die für den Gewerbepark vorgesehen waren, sind 80 übriggeblieben. Eventuell werden es noch 100 Hektar. "Meiner Wahrnehmung nach herrscht auf deutscher Seite durchaus großes Interesse an dem Projekt. Das wird schon allein daran deutlich, dass sich auch die IHK einbringt", sagte Landrätin Dorothea Störr-Ritter (CDU) für den federführenden Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald in dieser Woche. Ein Ausstieg der Wirtschaftskammer wäre allerdings ein fatales Signal für die deutschen Ambitionen gewesen. Immerhin ist die gemeinsame Nutzung des Gebiets Bestandteil des Aachener Vertrags zwischen Deutschland und Frankreich. Neben dem Landkreis und IHK sind auf deutscher Seite Freiburg, Breisach, Bad Krozingen, Vogtsburg, Hartheim und der Regionalverband vertreten. Sie bringen 145 000 Euro in das Startkapital ein, die französischen Partner 855 000 Euro.

Ganz zu Beginn des Fessenheim-Zukunftprozesses gab es auch mal die Überlegung, den erfolgreichen interkommunalen Gewerbepark Breisgau einfach über den Rhein nach Fessenheim auszudehnen. "Bei uns haben sich viele Interessensgruppen informiert und vermutlich auch die eine oder andere Idee mitgenommen. Aber unseren Park eins zu eins auf Fessenheim zu übertragen – das klappt nicht", sagt Gewerbeparkchef Markus Riesterer. Vor allem die unterschiedlichen Rechtssysteme seien eine zu hohe Hürde. So ist inzwischen klar, dass die künftige Trägergesellschaft Novarhéna nach französischem Recht eingetragen wird. Paris habe zudem klar gemacht, dass es für den Gewerbepark keinen steuerlichen Sonderstatus gebe, sagt Pascale Mollet-Piffert, die bei der IHK die Stabstelle grenzüberschreitende Zusamenarbeit leitet. Jetzt erhofft sich die Wirtschaftskammer wenigstens ein Eingegenkommen bei der Arbeitszeit. Die IHK wünscht sich 40 statt der in Frankreich geltenden 35-Stunden-Woche. Auch der Wegfall der umstrittenen Entsenderichtlinie für deutsche Betriebe steht oben auf der Wunschliste.

Noch lagern in Fessenheim 313 Brennelemente


Wirtschaftlich sieht Riesterer gute Chancen für den binationalen Gewerbepark. Schließlich seien Gewerbeflächen in der Region knapp. Entscheidend sei aber selbstverständlich der weitere Konjunkturverlauf.

Ein Zankapfel bleibt das von der Electricité de France (EDF) geplante Techno-Centre, auf dem künftig schwach radioaktive Teile von ausrangierten Atomkraftwerken zerlegt werden sollen. Auf den Plänen ist das Techno-Centre zwischen stillgelegtem AKW und dem Gewerbepark nördlich von Fessenheim vorgesehen. Doch gegen dessen Bau setzt sich die deutsche Seite weiterhin entschieden zur Wehr. "Die EDF arbeitet am Techno-Centre", sagt Klaus Schüle, Leiter der Stabsstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Regierungspräsidium. Politisch sei allerdings noch nichts entschieden, fügt Schüle hinzu. Das Regierungspräsidium und sämtliche involvierten deutschen Politiker sehen die Verwertung von AKW-Teilen als Störfaktor für die Modellregion. Die Recycling-Anlage könnte für Unternehmen aus der erneuerbaren Energien-Branche, die sich eine Ansiedlung überlegen, ein K.-o.-Kriterium sein. Imageschädigend könnte es zudem für den von den Universitäten Straßburg und Freiburg geplanten Innovationspark in Fessenheim sein, an dem neben französischen Industriepartnern das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme und das Karlsruher Institut für Technologie beteiligt sind. Bis Ende des Jahres soll eine Machbarkeitsstudie vorliegen.

Wie der Innovationspark aussehen soll, ist noch offen – denkbar sind auch Forschungsinstitute als Außenstelle der Universitäten. Die Themen aber stehen fest: grüne Batterien und Batterienrecycling, intelligente Stromnetze und Wasserstoff sowie der gesellschaftliche, rechtliche und ökologische Umgang mit diesen Pilotprojekten.

Klaus Schüle erinnert zudem daran, dass der Oberrhein Erdbebengebiet und das Techno-Centre im Rhonetal daher besser aufgehoben sei.

Bis die beiden Reaktoren des AKW Fessenheim zerlegt werden können, wird es aber noch lange dauern. 2020 wurden 120 Brennelemente zur Wiederaufbereitungsanlage nach La Hague abtransportiert, 313 befinden sich noch auf dem Gelände. Zwar besteht nach dem Abschalten keine Gefahr mehr einer Kernschmelze. Ein Erdbeben oder ein Flugzeugabsturz könnte aber die Kühlung der Brennelemente unterbrechen und zum Austritt von Radioaktivität führen. Die EDF beschreibt dieses Risiko aber als gering. Mitte 2023 soll das letzte Brennmaterial entfernt sein.

Das Regierungspräsidium weist darauf hin, dass es über Umweltauswirkungen der AKW-Demontage von der EDF informiert werde und jederzeit die Möglichkeit zur Nachfrage habe.

Von Bärbel Nückles

Die Zeit nach dem Akw hat begonnen: Mit der Gründung einer binationalen Gesellschaft sind jetzt wichtige Voraussetzungen für einen deutsch-französischen Gewerbepark geschaffen worden.

Es ist der Startschuss für einen zentralen Baustein des Fessenheim-Zukunftsprozesses: Am Mittwoch haben die Aktionäre des bei Fessenheim geplanten deutsch-französischen Gewerbeparks ihre Unterschrift unter die Gründungspapiere gesetzt. Die künftige Gesellschaft Novarhéna kann nun nach französischem Recht eingetragen werden.

Deutlich weniger Euphorie als bei den ersten Plänen 2018


Als die Pläne im April 2018 von der damaligen Départements-Präsidentin Brigitte Klinkert und von Dorothea Störr-Ritter, Landrätin des Kreises Breisgau-Hochschwarzwald, öffentlich gemacht wurden, war deutlich mehr Euphorie zu spüren als jetzt. "Meiner Wahrnehmung nach herrscht auf deutscher Seite durchaus großes Interesse an dem Projekt. Das wird schon allein daran deutlich, dass sich auch die IHK einbringt", beschreibt Störr-Ritter die heutigen Erwartungen – der Landkreis ist federführend unter den deutschen Gründungsmitgliedern, zu denen neben den Städten und Gemeinden in der Nachbarschaft von Fessenheim auch die Stadt Freiburg zählt. Gerade für größere Unternehmen könne sich das Gebiet als attraktiver Standort herausstellen, betont Störr-Ritter, verweist aber auch auf "Fragen und Probleme, die beantwortet und gelöst werden müssen".

So erhofft sich die IHK Südlicher Oberrhein einige Zugeständnisse aus Paris: einen Wegfall der Entsenderichtlinie für deutsche Betriebe in Fessenheim und eine Arbeitszeit von 40 statt der in Frankreich üblichen 35 Stunden. "Die französische Regierung hat zumindest klar gemacht, dass sie keinen steuerlichen Sonderstatus wünscht", sagt Pascale Mollet-Piffert, Leiterin der IHK-Stabsstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Die beiden anderen Punkte gilt es auszuhandeln. Ihre Beteiligung hat die IHK nicht infrage gestellt, man setzt bewusst auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Und schlussendlich auch, weil neue Gewerbeflächen attraktiv sind, weil bei Fessenheim ein Hafen mit Schwergut-Terminal geschaffen wird und auch eine gute Infrastruktur – der Bau einer Eisenbahnbrücke bei Breisach – in Aussicht steht. Verhandlungsbedarf besteht jedoch auch auf französischer Seite. So treten vorerst weder die Gemeinde Fessenheim noch der Gemeindeverband Pays Rhin-Brisach bei. Das kann sich erst ändern, wenn sich Paris und die Kommunen über den Finanzausgleich für die durch das stillgelegte Akw wegfallenden Steuereinnahmen einigen.

 

Gründungsmitglieder
 
An der Gesellschaft SEML Novarhéna beteiligen sich die Städte Freiburg,Breisach, Bad Krozingen und Vogtsburg sowie die Gemeinde Hartheim, die IHK und der Regionalverband Südlicher Oberrhein. Gemeinsam steuern sie 145.000 Euro zum Startkapital in Gesamthöhe von 1 Million Euro bei. Die geplanten Anteile der Gemeinde Fessenheim und des Gemeindeverbands Pays Rhin-Brisach (170.000) übernimmt vorerst die Bank Caisse des Dépôt. Die größten Anteile steuern die Region Grand Est (250 000 Euro) und die Collectivité européenne d’Alsace als Nachfolgerin der beiden elsässischen Départements (190.000 Euro) bei.

 

Inzwischen ist klar, dass eine geringere Fläche als ursprünglich erwartet erschlossen werden kann. Aus anfangs 200 sind 80 mit der Option auf rund 100 Hektar geworden. Ein Teil des Terrains muss für Ausgleichsmaßnahmen zum Naturschutz umgewidmet werden, bis nach den Arbeiten zur Erschließung 2023 der Verkauf der Grundstücke beginnen soll. "Wir haben lange vergeblich gehofft", beklagt Gérard Hug, Präsident des Gemeindeverbandes Pays Rhin-Brisach, "dass Paris ein beschleunigtes Verfahren möglich machen würde". Bleibt die Umsetzung eines Innovationsparks als Hoffnungsträger, den Wissenschaftler der oberrheinischen Universitäten für den Standort Fessenheim konzipiert haben. Mit dem gemeinsamen Ziel einer grenzüberschreitenden CO2-neutralen Wirtschaftsregion will man in dort nachhaltige Energiespeicher entwickeln.

 

Von Volker Münch

Beim Ostermarsch in Müllheim kritisiert der Friedensrat Markgräflerland unter anderem die Ausgaben der Bundesregierung fürs Militär.

Rund 160 Friedensaktivisten sind am vergangenen Montagnachmittag der Einladung des Friedensrates Markgräflerland zum 24. Ostermarsch gefolgt. Vor der Robert-Schuman-Kaserne der Deutsch-Französischen Brigade in Müllheim verurteilten die Demonstranten das militärische Engagement Deutschlands. Der Demonstrationszug zog dann durch die Innenstadt bis zum Marktplatz zur Abschlusskundgebung.

Deutlich kühlere Temperaturen als in den Tagen zuvor und starke Windböen waren wohl Grund dafür, dass sich die Reihen beim Ostermarsch erst kurz vor dem Start schlossen. Bis Ulrich Rodewald vom Friedensrat zu seiner Rede ansetzte, waren aber etwa 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor dem Kasernentor eingetroffen. Ein gewisses Potenzial zur Provokation hatte ein Militärfahrzeug, das während der Kundgebung in Richtung Kaserne vorbeifuhr. Ein Soldat stieg aus, bahnte sich seinen Weg zur Wache. Zu einem Zwischenfall kam es aber nicht.

Währenddessen verurteilte Rodewald die Anstrengungen der Bundesregierung die Fregatte "Bayern" ins Südchinesische Meer zu entsenden, um der Forderung der Nato, der Europäischen Union und der USA nach einer "Freiheit der Seewege und regelbasierter internationaler Ordnung" Nachdruck zu verleihen. Der Sprecher des Friedensrates erinnerte an den 76. Jahrestag der Befreiung von Krieg und Faschismus und der damaligen Staatsräson: "Nie wieder Krieg!" Davon seien die Bundesregierungen seither deutlich abgewichen. Ausgaben für das Militär seien fehlendes Geld für den Frieden, urteilte er in seiner weiteren Rede. Allein in den vergangenen fünf Jahren habe die Deutsch-Französische Brigade eine neue Schießanlage in Eschbach mit Baukosten von 21 Millionen Euro in Betrieb genommen. Dort soll auch für künftige Einsätze in Mali trainiert werden, hieß es weiter. Der Wehretat, den Rodewald "Kriegshaushalt" nennt, sei inklusive "versteckter Militärausgaben" auf 53 Milliarden Euro angestiegen. Das sei mehr als die Haushaltsansätze für Bildung und Gesundheit zusammen, stellte Rodewald fest.

Der Protest in Müllheim richtete sich konkret gegen den Einsatz von rund 3000 Soldaten aus den Reihen der deutschen Armee in zwölf Einsätzen auf drei Kontinenten, darunter Afghanistan und Mali.

Rodewald verknüpfte das Thema Frieden und Sicherheit mit dem Klimaschutz. Beides könne nur Hand in Hand gehen, erklärte der Friedensrat-Sprecher. "Es ist an der Zeit, sich modernen Konfliktlösungen zuzuwenden, die ohne Waffen und Gewalt und ohne wechselseitiges Töten auskommen." Ein Rezept für diese Forderung verriet er nicht. Er bewertete die Aufgabe der Deutsch-Französischen Brigade als schnelle Eingreiftruppe der EU und der Nato als ein Mittel zu kriegerischen Interventionen überall auf der Welt wie aktuell in Afghanistan und Mali.

Aber nicht nur das Engagement für den Frieden bewegte Rodewald und die Demonstrierenden, vielmehr ging er mit rechten Ideologien hart ins Gericht. Für ihn förderten sie Feindbilder und schürten Hass und Gewalt auch im eigenen Land. "76 Jahre nach der Befreiung von Krieg und Faschismus treten Nazis unter dem Mantel der AfD wieder offen auf", betonte Ulrich Rodewald unter dem Applaus der Demonstrierenden. Der Ostermarsch ging coronakonform, also mit Masken und notwendigen Abstand sowie mit Polizeibegleitung über die Bühne.


http://www.friedensrat.org/

Weiler Zeitung,  22.03.2021 - 17:30 Uhr

 

Müllheim. Rund 50 Teilnehmer haben am Freitagnachmittag auf dem Markgräfler Platz in Müllheim den weltweiten Klimastreik unterstützt, zu dem die Fridays-for-Future-Bewegung aufgerufen hatte. Die Aktion stand unter dem Motto „#Allefür1Komma5“. Die Fridays-for-Future-Bewegung fordert die Politik damit auf, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen.

In der Region hatte die Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz (Agus) Markgräflerland die lokalen Solidaritätskundgebung organisiert. Den Aufruf haben verschiedene lokale Umwelt- und Klimaschutzorganisationen unterstützt, darunter das „Aktionsbündnis Fessenheim stilllegen. Jetzt!“ und Bürgerwindrad Blauen, sowie die Müllheimer Initiativen Soziale Stadt, Generationen Netz und Rettet den Eichwald.

„Kommunen und Regionen kommt eine herausragende Rolle beim Kampf gegen die globale Erderhitzung zu“, sagt Agus-Sprecher Jürgen Hauke. Die Veranstalter hätten lange überlegt, ob sie die Solidaritätskundgebung wegen Corona und der steigenden Inzidenzen durchführen sollen. Letztlich habe man sich dafür entschieden, mit Disziplin und Respekt gegenüber der Pandemie und dem Virus sowie rücksichtsvoll gegenüber den Mitmenschen und mit angemessener Selbstverantwortung die Veranstaltung durchzufüren, denn „Gegen Erderhitzung hilft keine Impfung“. So wurde coronakonform mit Masken und viel Abstand demonstriert.

Kurt Mayer vom Verein Bürgerwindrad Blauen verwies auf die Bedeutung der Windkraft für die Energiewende und damit den Klimaschutz. Zehn Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima stehe man beim Thema Windkraft immer noch am Anfang.

Die von den Gemeinden und Verwaltungsverbänden begonnenen Teilflächennutzungspläne Windkraft seien in zehn Jahren nicht aus dem Entwurfsstadium hinausgekommen. „Die Entwürfe zu den nie zu Ende geführten Flächennutzungsplänen Windkraft in den GVVs Müllheim-Badenweiler und Schliengen-Bad Bellingen verstauben in den Schubladen und sind das Papier nicht mehr wert auf dem sie geschrieben wurden“, stellte Mayer fest.

Adelheid Wilheim-Sprondel von der Initiative Soziale Stadt Müllheim ging auf das Thema Mobilität ein. Ihrer Ansicht nach sei der aktuelle Entwurf des Nahverkehrsplans des Zweckverbandes Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF) ungeeignet, eine relevante Verkehrs- und Klimawende herbeizuführen. Der Entwurf stelle eine wesentliche Verschlechterung gegenüber dem jetzigen Busangebot dar.

 

Frankreich darf nach der Entscheidung der Europäischen Kommission die Electricite de France (EdF) für die Schließung des Atomkraftwerks Fessenheim im Elsass entschädigen.

Im ältesten französischen Atomkraftwerk sind 2020 die zwei Reaktoren endgültig vom Netz gegangen. Frankreich sagte EdF eine Entschädigung zu, wovon 370,2 Millionen Euro im vergangenen Dezember gezahlt worden waren. Die Vereinbarung zwischen der Regierung und EdF beinhaltet zudem auch eine variable Entschädigung, die zu einem späteren Zeitpunkt gezahlt werden soll, erklärte die EU.

"Die Kommission kam zu dem Schluss, dass die positiven Auswirkungen der Maßnahme mögliche Wettbewerbs- und Handelsverzerrungen überwiegen. Auf dieser Grundlage hat die Kommission die Maßnahme nach den EU-Beihilfevorschriften genehmigt", teilte die EU weiter mit.

 Nach dem Abschalten des letzten Reaktors in Fessenheim wird es noch bis 2023 dauern, bis die abgebrannten Brennelemente entfernt sind. Danach dürften bis zum endgültigen Abbau der Druckwasserreaktoren weitere 17 Jahre vergehen.
Samstag, 20 März 2021 11:32

"No More Empty Promises"

Von BZ-Redaktion

DER GLOBALE KLIMASTREIK fand am Freitag vielerorts statt, in Freiburg nicht als Fahrraddemo, sondern als Kunstaktion. Mit Straßenbildern machten Aktivistinnen und Aktivisten auf ihre Forderungen und Zukunftsvisionen aufmerksam. Dafür wurden auch Teile des Leopoldrings für den Verkehr gesperrt.

 
Samstag, 20 März 2021 11:25

Etwa 50 Teilnehmer bei Klimaschutzdemo

Von Volker Münch

Regionaler Beitrag zum Klimastreik von Fridays-for-Future auf dem Müllheimer Markgräfler Platz.

Umwelt- und Klimaschutzorganisationen haben am Freitagnachmittag in Müllheim mit geschätzt rund 50 Teilnehmern den weltweiten Klimastreik unterstützt, der von der Fridays-for-Future-Bewegung ausgerufen wurde. Die Agus Markgräflerland organisierte den regionalen Beitrag zum Klimastreik auf dem Markgräfler Platz, coronakonform mit Masken und Abstand. Laut Fridays-for-Future gab es am Freitag deutschlandweit hunderte Aktionen. So sollte daran erinnert werden, dass es neben Corona noch weitere existenzielle Themen gibt. Nach Ansicht der Fridays-for-Future-Bewegung kommt den Kommunen und Regionen eine wichtige Rolle beim Kampf gegen die Erderwärmung zu. Mit der Aktion wird Klimagerechtigkeit gefordert und die Politik angemahnt, die Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze durch entsprechendes Handeln zu unterstützen. Neben der Agus habe sich in Müllheim "Aktionsbündnis Fessenheim stilllegen. Jetzt!", Bürgerwindrad Blauen, Anti-Atom-Netzwerk/Mahnwache Dreyeckland, die Initiativen Klimaschutz Staufen und Soziale Stadt, Generationen Netz und Rettet den Eichwald der Forderung der Bewegung mit Redebeiträgen angeschlossen.

Freitag, 19 März 2021 16:43

Bundesweite Aktionen für den Klimaschutz

In vielen Städten in Deutschland haben sich tausende Menschen an Aktionen für mehr Klimaschutz beteiligt. Nach Angaben der Bewegung „Fridays for Future“ waren bundesweit 280 Kundgebungen geplant, unter anderem in Hamburg, Berlin, Köln und München.

Wegen der Corona-Pandemie war die Zahl der Teilnehmer vielerorts beschränkt. Etliche Veranstaltungen wurden live ins Internet übertragen. Aktionen gab es in mehr als 50 Ländern. Die Organistoren und die schwedische Aktivistin Greta Thunberg teilten bereits in den Morgenstunden Bilder von Protesten in aller Welt.

Die Demonstrierenden mahnten die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens von 2015 an. Der Vertrag setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, wenn möglich auf 1,5 Grad. Es war der erste sogenannte „Klimastreiktag“ seit knapp einem halben Jahr und insgesamt der siebte internationale Aktionstag dieser Art.

„Wir alle für 1,5 Grad“

Unser Landeskorrespondent Axel Schröder berichtet aus Hamburg, dass die Aktivistinnen und Aktivisten dort die Genehmigung für einen Schriftzug mit den Worten „Wir alle für 1,5 Grad“ in der Größe von 60 mal 6 Meter erhalten hätten. Dieser sei „gut sichtbar für alle, die in der derzeit ziemlich leeren Mönckebergstraße in der Hamburger Innenstadt unterwegs sind“, so Schröder. Die Behörden haben die Aktion abgesegnet, mit Sondernutzungsgenehmigung für vier Wochen. Die Aktivisten wollen aber eine Debatte darüber anstoßen, ob der Schriftzug dauerhaft bleiben dürfe – damit man dauerhaft im Stadtbild präsent sei, sagt eine der Klimaschützerinnen.

Diese Nachricht wurde am 19.03.2021 im Programm Deutschlandfunk gesendet.

 

Absage wegen Corona & Co. durch Fridays for Future
Die Klimakrise ist aktueller denn je. Schon bei einer Erwärmung von 1,2 Grad, wie wir sie heute haben, gibt es häufiger verheerende Stürme, großflächige Waldbrände und anhaltende Hitzewellen und Dürren. Klar ist: Wenn die aktuelle Klimapolitik weitergeführt wird und wir auf eine globale Erderhitzung von drei Grad und mehr zusteuern, dann wird der wirtschaftliche, ökologische und soziale Schaden alles übersteigen, was wir uns vorstellen können.

Und dennoch: Auch wir haben eine Verantwortung, für uns, für euch, für die gesamte Gesellschaft. Und es war keine leichte Entscheidung, wir haben viel diskutiert, aber letzten Endes haben wir uns entschieden: Wir können es aktuell nicht verantworten, mit tausenden von Menschen auf die Straße zu gehen.

Selbstverständlich trägt die Mitwelt Stiftung Oberrhein diese Entscheidung mit. (Die Kids sind erschreckend erfreulich vernünftig)

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