Von Ruth Seitz
Sie waren in Stein gemeißelter Ausdruck des Widerstands gegen das AKW Wyhl. Pünktlich zum ersten Jahrestag der Abschaltung des AKW Fessenheim bekommt ein alter Gedenkstein nun einen neuen Platz.
Sie stehen am Straßenrand, an Rainen oder in Gärten, zugewuchert, vergessen, nicht mehr beachtet – und doch sind die Gedenksteine, die an den Widerstand gegen das einst in Wyhl geplante Atomkraftwerk erinnern wichtige Zeitzeugnisse. Christoph Gurlitt von der Mahnwache in Endingen hat sich auf die Suche gemacht und vor geraumer Zeit einen solchen Gedenkstein zwischen Endingen und Bahlingen am Straßenrand beim "Silberbrunnen" gefunden.
Neues Zuhause für Gedenkstein aus Sasbach
Jetzt ist ein weiterer Gedenkstein aufgetaucht. Er steht in einem Garten in Sasbach und wird am Dienstag, 29. Juni, umgelagert und am Fahrradweg in Königschaffhausen in Richtung Wyhl neu aufgestellt. Der Stein braucht ein neues "Zuhause", weil das Haus in Sasbach verkauft wird, die Familie den Gedenkstein aber der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte.
Alle, die bei der Aktion dabei sein wollen, treffen sich am Dienstag um 18 Uhr am Rathaus in Sasbach, um den Stein gemeinsam abzuholen. Er wird dann mit dem Traktor nach Königschaffhausen gebracht. Die Veranstaltungsteilnehmer fahren mit Fahrrädern, Rollern oder Skateboards hinterher. Die Veranstaltung findet auch bei Regen statt.
Ein Zeitzeuge berichtet
Mit von der Partie ist am Dienstag auch Klaus Pleuler aus Emmendingen. Auf seinem Grundstück steht auch ein solcher Stein. Pleuler wird auch berichteten, welchen Einfluss die Auseinandersetzung um das Atomkraftwerk Wyhl auf sein Leben gehabt hat.
Für Axel Mayer, den langjährigen BUND-Vorsitzenden, sind die Gedenksteine ebenfalls wichtige Zeugnisse, die an die Auseinandersetzungen von damals erinnern. "Da waren damals tausende von Leuten, die tausend Ideen hatten, ihren Widerstand kundzutun", betont er. Die einen wollten ein freies Radio gründen (Radio Dreyeckland), andere wollten den Rechtsweg beschreiten, wieder andere den Platz besetzen. Leopold Keller aus Lenzkirch im Schwarzwald habe seinen eigenen Weg gewählt und seinen Widerstand gegen Kernkraftwerke mit den Gedenksteinen kundgetan. Dies sei seine Art des Widerstands gewesen, betont Axel Mayer.
Etliche Steine sind nicht mehr auffindbar
Auf den Gedenksteinen stehen unter anderem auch die Namen all derer, die sich für das Atomkraftwerk in Wyhl und die Nutzung der Kernenergie ausgesprochen hatten. Vermutlich habe dies dazu beigetragen, so Mayer, dass etliche der Steine verschwunden und nicht mehr auffindbar sind. Leopold Keller hat seinen Widerstand auch an anderen Kernkraftwerken mit Gedenksteinen deutlich gemacht.
Symbolträchtiges Datum für den Umzug
Die Verlegung des Gedenksteins findet übrigens pünktlich zum ersten Jahrestag der kompletten Abschaltung des Atomkraftwerks in Fessenheim statt. Reaktor 1 wurde am 22. Februar 2020 abgeschaltet, Reaktor 2 am 29. Juni 2020.
Informationen zum Rückbau in Fessenheim
Am Mittwoch, 30. Juni, findet um 18.30 Uhr dann die alljährliche Mahnwache in Endingen statt. Zusammen mit dem BUND wird die Endinger Mahnwache den Rückbau des Kernkraftwerks in Fessenheim aufmerksam begleiten. Zu Gast in Endingen wird der BUND-Geschäftsführer Stefan Auchter sein, der auch Mitglied in der Rückbau-Kommission ist. Auchter wird über den derzeitigen Stand der Arbeiten und den Rückbau der Brennelemente informieren.